Ursachen und Folgen von Lernschwierigkeiten bei Kindern
Heutzutage leiden viele Kinder unter Lernschwierigkeiten. Hinter einem „Ich habe keine Lust, zur Schule zu gehen!“ oder einem „Ich verstehe das einfach nicht!“ muss nicht zwangsläufig Unlust stecken. Vielmehr können unterschiedliche Arten von Lernschwierigkeiten dafür sorgen, dass dem Nachwuchs das Aufarbeiten neuer Inhalte so schwerfällt.
Spätestens dann, wenn das Erledigen der Hausaufgaben immer wieder zu Stress und Diskussionen, vielleicht sogar zu Tränen, führt, ist es an der Zeit, sich mit der Möglichkeit, das Lernschwierigkeiten bestehen könnten, auseinanderzusetzen.
Grundsätzliches zu Lernschwierigkeiten
Lernschwierigkeiten entstehen meist nicht sofort, sondern entwickeln sich. Dementsprechend verwundert es nicht, dass Kinder, die eigentlich immer gern zur Schule gegangen sind, oft ab der dritten Klasse Anzeichen entwickeln, die auf Lernschwierigkeiten hindeuten.
Doch so unterschiedlich sich die Auswirkungen auch zeigen mögen: die gute Nachricht ist, dass Lernschwierigkeiten häufig entgegengewirkt werden kann. Wer seinem Nachwuchs den Spaß am Lernen wieder nahebringen möchte, kann die unterschiedlichsten Ansätze nutzen. Besonders wichtig ist es in diesem Zusammenhang jedoch auch, die jeweilige Ist-Situation richtig einzuschätzen. Nicht jeder Anflug von Unlust ist eine Lernschwierigkeit oder -schwäche.
Was deutet auf Lernschwierigkeiten hin?
Vorweg: es ist absolut normal, dass ein Kind nicht jeden Tag Lust auf Schule, Lernen und Co. hat. Hier unterscheiden sich Kinder nicht allzu deutlich von Erwachsenen. Auch Mama und Papa haben immerhin nicht immer Spaß an der Arbeit im Büro. Die folgenden Punkte deuten auf eine Lernschwäche hin:
- Die Phase der Unlust besteht schon seit mehreren Monaten.
- Die schulischen Leistungen nehmen ab, obwohl beispielsweise regelmäßig und intensiv geübt wird.
Auch Sätze wie „Das schaffe ich eh nicht!“ oder „War ja klar, dass ich wieder versage!“ können auf eine Lernschwäche hindeuten. Gleichzeitig zeigen sie auf, dass Schwierigkeiten dieser Art oft aus einem Mangel an Selbstbewusstsein entstehen können. Hierbei handelt es sich jedoch nur um eine von mehreren möglichen Ursachen.
Was kann eine Lernschwäche verursachen?
Die Gründe für eine Lernschwäche können aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen. Selbstverständlich ist es bei der Suche nach möglichen Ursachen immer wichtig, die individuelle Situation zu bewerten.
Die folgenden Gründe sind erfahrungsgemäß besonders oft ausschlaggebend:
- Psychologische Aspekte
In vielen Fällen lassen sich Lernschwierigkeiten psychologisch begründen. Die betroffenen Kinder haben in diesem Falle Angst, etwas falsch zu machen, trauen sich nicht viel zu, usw.. Häufig zeigt sich dies auch im Rahmen der Vorbereitung zu Test, wenn die Betroffenen verstärkt schwitzen, zittern und andere Anzeichen von Nervosität zeigen. Vor einer Prüfung etwas aufgeregt zu sein, ist natürlich normal. Wenn sich hieraus jedoch eine intensive Prüfungsangst entwickelt, ist es wichtig, zu handeln und den Ursachen genauer auf den Grund zu gehen.
Ein weiterer Punkt, der in Bezug auf psychologische Aspekte eine wichtige Rolle spielen kann, ist die Motivation. Hier ist den Kindern oft nicht klar, wofür sie lernen sollen und wie sie eine gute Note im „Fach XY“ weiterbringen könnte.
Unabhängig davon, ob sich die Lernschwierigkeit mit Angst oder einem Mangel an Motivation begründen lässt: es wäre definitiv falsch, hier mit Druck zu arbeiten. Stress dieser Art bewirkt in beiden Fällen meist das Gegenteil. - Soziale Komponenten
In der Schule steht das Lernen zwar im Fokus, aber auch Freundschaften sind extrem wichtig, damit diese besondere Zeit des Lebens optimal genutzt werden kann. Schafft es ein Kind nicht, Anschluss zu finden oder wird vielleicht sogar gemobbt, kann sich hieraus ebenfalls eine Lernschwäche entwickeln. Die Betroffenen sorgen sich während des Unterrichts oft um deren Stellung in der Klassengemeinschaft und sind dementsprechend von negativen Gedanken derart abgelenkt, dass sie sich nicht auf den Stoff fokussieren können. - Körperliche Ursachen
Hinter einer Lernschwierigkeit können natürlich auch körperliche Ursachen stecken. Kinder, die beispielsweise ohne Brille schlecht sehen (oder ohne Hörgerät schlecht hören), können dem Unterricht zwangsläufig nicht gut folgen. Da sich viele Menschen (übrigens auch Erwachsene) an Einschränkungen in diesem Bereich gewöhnt haben, sprechen sie oft nicht darüber. Daher ist es hier – wie auch im Zusammenhang mit den weiteren genannten Punkten – wichtig, als Eltern aufmerksam zu bleiben und bei einem etwaigen Verdacht aktiv zu werden.
Wichtig:
bei dieser Auflistung handelt es sich lediglich um eine Zusammenstellung der klassischsten Beispiele. Es gibt noch viele weitere Ursachen, die für Schwierigkeiten in diesem Bereich sorgen können. Im Zweifel und im Falle etwaiger Auffälligkeiten ist es wichtig, sich professionell beraten zu lassen, um gegebenenfalls weitere Schritte und Hilfen planen zu können.
Welche Folgen können Lernschwächen haben?
Lernschwächen können sich auf unterschiedlichste Weise auf die Betroffenen und deren Familien auswirken. Schlechte Noten, ein mangelndes Selbstbewusstsein und weitere Auswirkungen können dafür sorgen, dass sich die Kinder weiter zurückziehen und sich in Hobbys – im schlimmsten Fall sogar in Drogen – stürzen, um sich abzulenken.
Damit es jedoch nicht soweit kommt, sollten Eltern und Lehrende unbedingt zusammenarbeiten. Im ersten Schritt ist es natürlich wichtig, die jeweilige Situation zu beobachten, um beispielsweise herauszufinden, ob es sich nur um eine „Flaute“ im Schulalltag oder um ein ernstzunehmendes Problem handelt.
Sollte sich dann herausstellen, dass tatsächlich eine Lernschwäche vorliegt, können die folgenden Tipps dabei helfen, bestmöglich zu unterstützen:
- Das Kind trägt keine Schuld
Hierbei handelt es sich um einen Satz, der nicht oft genug betont werden kann. Viele Kinder bemerken, dass sie beim Lernen mehr Schwierigkeiten haben als andere und werden nicht müde, die Schuld bei sich zu suchen. Nun ist es wichtig, direkt einzugreifen, um negativen Gefühlen vorzubeugen. - Mut zusprechen
Dieser Punkt ist eng mit Punkt 1 verbunden, sollte jedoch niemals in Vergessenheit geraten. Ein ehrliches (!) Mutmachen kann einem Kind mit Lernschwierigkeiten dabei helfen, die jeweilige Situation wieder etwas realistischer wahrzunehmen. Gleichzeitig sollten die Betroffenen immer fühlen, dass jemand für sie da ist und dass sie nicht alleine sind. - Aufmerksam bleiben
Viele Lehrende haben bereits Erfahrungen mit Kindern, die unter Lernschwierigkeiten leiden. Eltern von betroffenen Kindern sollten sich genau auf diese Kompetenz verlassen können. Pädagogen lernen Kinder meist von einer anderen Seite kennen als es die Eltern gewohnt sind. Wenn Lehrer und Erziehungsberechtigte an einem Strang ziehen, kann dem Nachwuchs oft bestmöglich geholfen werden.
Fazit
Kinder, die unter einer Lernschwäche leiden, müssen sich definitiv nicht schämen. Es gibt viele Ursachen, jedoch auch ebenso viele Lösungsansätze, die dabei helfen können, die jeweilige Situation zu verbessern.
Eine diagnostizierte Lernschwäche kann sich mit den richtigen Tipps durchaus wieder zurück entwickeln. Damit jedoch auf die richtige Herangehensweise gesetzt werden kann, ist es im ersten Schritt wichtig, sich auf Ursachensuche zu begeben und herauszufinden, um tatsächlich eine Schwäche oder „nur“ eine kurzzeitige Unlust vorliegt.
Eltern, die eine Lernschwäche bei ihrem Kind vermuten, sollten nicht lange zögern und sich stattdessen bei den entsprechenden Stellen professionell beraten lassen. Auch ein Gespräch mit dem Klassenlehrer kann dabei helfen, die individuelle Situation noch besser einzuschätzen.