Schulstress: Tipps und Informationen
Wenn eine Klassenarbeit ansteht, kann im Schulalltag schon einmal Stress auftreten. Das ist ganz normal. Hält dieser Zustand aber über einen längeren Zeitraum hinweg an, hat er möglicherweise negative Folgen für Ihr Kind. Kopfschmerzen, Bauchweh, Leistungsabfall – Schulstress kann viele Symptome haben. Aber wo liegen die Ursachen und wie können Sie vorbeugen oder entgegenwirken?
Stress in der Schule – was ist das genau?
In einer Studie aus dem Jahr 2011 wurden insgesamt 4.691 Kinder gefragt, wovon sie sich gestresst fühlten. Die Schule wurde mit 33% am häufigsten genannt vor Ärger und Streit (21%) bzw. Familie, Geschwistern oder Eltern (17%). Aber was ist Stress überhaupt? Eine Form körperlicher Alarmbereitschaft, die oft in einer herausfordernden Umgebung auftritt. Herzschlag und Atmung werden schneller, der Körper ist bereit zu reagieren. Das ist eine natürliche Reaktion und per se nichts Schlechtes. Sie kann dazu führen, dass Ihr Kind in bestimmten Situationen wie etwa einer Prüfung kurzfristig leistungsfähiger ist. Wenn dieser Zustand dauerhaft auftritt, kann er allerdings gesundheitsbedenkliche Auswirkungen auf Körper und Psyche haben. Solch negativer Stress tritt zum Beispiel auf, wenn der Schulalltag voll mit Aufgaben ist oder sich Ihr Kind dem Druck nicht gewachsen fühlt.
Welche Ursachen gibt es?
Ein häufiger Grund für Stress in der Schule ist Leistungsdruck. Er kann vom Kind selbst, den Lehrern, Mitschülern oder Eltern ausgeübt werden. Er tritt auf, wenn diese verschiedenen Parteien Leistung fordern, die das Kind nicht erfüllen kann. Schulstress kann übrigens schon in der Grundschule vorkommen; etwa wenn es um die Entscheidung geht, auf welche weiterführende Bildungseinrichtung Ihr Kind gehen soll.
Schulnoten, Lob, Kritik – Es liegt in der Natur des Schulalltags, dass Kinder sich gegenseitig vergleichen. Eltern und Lehrer können dieses Verhalten unterstützen, indem sie auf die besseren Noten eines anderen Schülers hinweisen. Damit fördern sie Konkurrenzdenken; vor allem wenn sie sehr ehrgeizige Ziele für das Kind haben. Das ist zwar meist gut gemeint, das eigene Kind soll ja Erfolg im Leben haben. Eltern ist aber oft nicht bewusst, dass der Druck durch diese Denkhaltung ein Kind überfordern kann.
Schulstress tritt in Gymnasien und anderen weiterführenden Schulen häufig auch durch Versagensangst auf. Hat Ihr Kind besonders hohe Ansprüche an sich? Fürchtet es, sich mit einer schlechten Leistung zu blamieren? Die Angst, eine Klasse wiederholen zu müssen und aus der gewohnten sozialen Umgebung gerissen zu werden, kann Stress ebenfalls auslösen.
Am besten ist es, Ihr Kind genau zu beobachten und es nach eventuellen Problemen zu fragen. Denn Stress in der Schule kann viele Gründe haben:
Soziale Gründe
- Konflikte mit anderen Schülern
- Mobbing
- Angst vor Reaktionen von Mitschülern oder der Familie
Leistungsbezogene Gründe
- Zu hohes Arbeitspensum
- Angst vor Lehrpersonal
- Prüfungsangst
- Überreizung (Lärm, Medien, etc.)
- Gefährdete Versetzung
- Druck durch Eltern bei schlechten Noten
Typische Symptome von Stress bei Schülern
Oft gibt es bei Beschwerden durch Stress in der Schule demnach keine organische Ursache. Trotzdem können die Auswirkungen auf Körper und Psyche gravierend sein:
Körperliche Auswirkungen
- Schmerzen in Bauch, Kopf oder anderswo
- Magen-Darm-Probleme
- Herzrasen
- Appetitlosigkeit
Psychische Auswirkungen
- Angst
- Nervosität
- Aggressivität
- Traurigkeit
- Antriebslosigkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl
- Pessimistische Denkweise
Wie im DAK-Präventionsradar aus dem Schuljahr 16/17 nachzulesen ist, klagen 24% der befragten Schüler jede Woche oder häufiger über Kopfschmerzen. Solche körperlichen Reaktionen scheinen also keine Seltenheit zu sein.
Nervosität beispielsweise ist vor einer anstehenden Prüfung durchaus normal. Problematisch ist es, wenn solche Symptome über einen langen Zeitraum hinweg bleiben. Jedes Kind reagiert zudem unterschiedlich auf Stress. Bei dem einen macht er sich schneller bemerkbar, bei anderen fällt er kaum auf. Achten Sie deshalb genau auf das Verhalten Ihres Kindes. Wenn dieses sich verändert, kann das ein Anzeichen für Schulstress sein:
- Störung der Aufmerksamkeit
- Soziale Abschottung
- Schlafstörungen
- Konzentrationsdefizite
- Bettnässen
- Plötzlicher Leistungsabfall
- Fingernägelkauen oder Knabbern an Haarspitzen
Wie können Sie Stressreaktionen vorbeugen?
Damit Schulstress gar nicht erst entsteht, können Sie verschiedenes tun:
Einen Ausgleich schaffen
Wenn Sie Stress bei Ihrem Kind reduzieren möchten, ist Entspannung ein zentraler Aspekt. Egal ob ABC-Schütze oder Jugendlicher – Kinder sollten einen Ausgleich zu ihren schulischen Aktivitäten haben. Dieser kann je nach Interessen und Zeit ganz unterschiedlich aussehen:
- Sport
- Treffen mit Freunden
- Lesen
- Basteln
- Musik hören oder machen
Lernen lernen
Viele Schulen bieten Programme an, die Kindern vermitteln, wie sie erfolgreich und eigenständig lernen können.
Die daraus resultierenden Erfolgserlebnisse können das Selbstbewusstsein und die Sicherheit Ihres Lieblings stärken.
Tagesabläufe strukturieren
Versuchen Sie, Hektik und Termindruck zu vermeiden. Rituale und ein sinnvoll gestalteter Schulalltag bieten Ihrem Kind Sicherheit. Stehen Sie außerdem früh genug auf, planen Sie Zeitpuffer ein und geben Sie Ihrem Kind auch einmal Zeit, in der es selbst entscheiden kann, was es tut. Dafür kann es ruhig eines seiner Hobbies opfern, wenn es das möchte. Denn nicht nur wer gestresst ist, braucht in seiner Freizeit von Zeit zu Zeit Ruhe und Entspannung.
So kann Ihr Kind Schulstress erfolgreich bewältigen
Wenn Ihnen auffällt, dass Ihr Kind Stress in der Schule hat, sollten Sie schnell handeln. Denn das Ziel ist es doch, dass es die jungen Jahre unbeschwert verbringen und den Schulalltag erfolgreich meistern kann.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2009 stellte fest, dass 67% von 1.000 Befragten Sport und Bewegung als geeignet empfinden, um Schulstress zu bewältigen.
Ursachen analysieren
Bevor Sie etwas gegen den Schulstress Ihres Kindes tun können, müssen Sie herausfinden, was ihn auslöst. Ist es Leistungsdruck und wenn ja, wer übt ihn aus? Hat Ihr Kind Probleme mit Mitschülern oder kommt es mit einem Lehrer nicht aus? In diesem Fall sollten Sie das direkte Gespräch suchen, um die Situation zu entschärfen. Wenn nicht sofort klar ist, was der Auslöser ist, kann ein Stresstagebuch helfen. Lassen Sie Ihr Kind darin folgendes notieren:
- Zeitpunkt: Wann ist Ihr Kind besonders gestresst?
- Reaktion: Wie fühlt es sich dabei?
- Auslöser: Warum verspürt es Stress?
- Stärke: Wie schlimm ist das Stresslevel in der jeweiligen Situation?
Entspannungsübungen
Je nachdem, wie viel Zeit Sie haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Kinderyoga oder autogenes Training helfen Ihrem Kind, abzuschalten und zu entspannen. Manchmal kann aber auch schon ein ausgiebiger Spaziergang durch die Natur Erholung bringen.
Nachhilfe
Wenn Sie Schulnoten verbessern und damit Druck oder Versagensängste reduzieren möchten, kann Nachhilfe sinnvoll sein. Mit einem entsprechenden Lehrer kann Ihr Kind die Hausaufgaben machen, den Stoff regelmäßig vor- und nachbereiten sowie offene Fragen klären.
Handlungsempfehlungen für Sie als Eltern
- Achten Sie auf die Warnsignale, hören Sie aktiv zu und nehmen Sie die Sorgen Ihres Kindes ernst. Es ist wichtig, dass es über Probleme mit einer Vertrauensperson reden kann. Bei einem guten Gespräch tun sich vielleicht neue Lösungsvorschläge auf.
- Bestrafen Sie Ihr Kind nicht bei schlechten Noten, sondern bestärken Sie es in dem, was es tut. So helfen Sie ihm, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen.
- Wenden Sie sich an einen Vertrauenslehrer oder einen Kinderpsychologen, wenn Sie Hilfe brauchen. Diese Experten können mit Ihnen gemeinsam eine Strategie gegen Schulstress erarbeiten und wertvolle Tipps geben. Vor allem beim Thema Mobbing ist es wichtig, dass Bezugspersonen auf das Problem aufmerksam werden, bevor sie es lösen können.
- Schaffen Sie Momente, in denen zu Hause Ruhe herrscht. Zeit, in der Ihr Kind ganz frei entscheiden kann, was es machen möchte, ist ebenfalls wichtig. Ein wenig Langeweile kann dabei übrigens nicht schaden, sondern sogar die Kreativität fördern.
- Machen Sie Ihrem Schützling klar, dass es nicht nur um das Ergebnis geht, sondern auch darum, sich anzustrengen. Wenn einmal eine schlechte Note dabei herauskommt, ist das kein Weltuntergang.