Mobbing in der Schule: Über Ursachen, Folgen und Handlungsempfehlungen
Sie haben die Vermutung, dass etwas im Schulalltag Ihres Kindes nicht rund läuft? Isoliert es sich zunehmend oder möchte es nicht mehr zur Schule gehen? Hat es Verletzungen, die Sie sich nicht erklären können? Möglicherweise steckt Mobbing dahinter. Reden Sie mit Ihrem Liebling und informieren Sie sich über verschiedene Stadien, Ursachen bzw. Folgen von Mobbing in der Schule. Außerdem erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie als Eltern Ihrem Kind am besten helfen, und was es selbst tun kann.
Was ist Mobbing genau?
Viele Kinder erleben es am eigenen Leib oder sehen es in der Klasse: Mobbing. Dieser Begriff bezeichnet keinen normalen Konflikt zwischen zwei Kindern. Diese sind unvermeidlich und meist schnell aus der Welt geschafft. Vielmehr setzt ein einzelner Schüler oder eine ganze Gruppe einem Kind über einen längeren Zeitraum immer wieder zu.
Es wird gehänselt, ignoriert oder körperlich angegriffen. Beleidigungen und Beschädigungen der persönlichen Sachen sind ebenfalls nicht ungewöhnlich. Im Allgemeinen wird zwischen mehreren Formen unterschieden:
Direktes Mobbing | Indirektes Mobbing |
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Mobbing in der Schule ist ein Phänomen, an dem oft ein Großteil der Klasse beteiligt ist. Neben den eigentlichen Tätern gibt es Schüler, die zwar nicht mit den Attacken anfangen, aber sofort mitmachen. Ein Teil der Klasse realisiert die Situation und mischt sich nicht ein. Schließlich wollen die Kinder nicht selbst ins Radar des Mobbers gelangen. Außerdem gibt es manchmal Schüler, welche die Betroffenen tapfer verteidigen.
Wichtig zu wissen: Mobbingopfer trifft in der Regel keine Schuld an ihrer Situation. Die Täter suchen sich Kinder, die unter anderem ein geringes Selbstwertgefühl haben, zu gutgläubig sind oder ungewöhnlich aussehen. Allerdings betont beispielsweise das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, dass Mobbing in der Schule leider jeden treffen kann. Es geht nicht um Introvertiertheit oder physische Schwäche. Der Täter sucht sich einen Mitschüler aus, der im Klassengefüge schwächer eingestuft ist. Es wird dann etwa als „Verlierer“ oder „Weichei“ bezeichnet.
Die Phasen des Mobbingprozesses:
Explorationsstadium |
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Konsolidierungsstadium |
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Manifestationsstadium |
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Mobbing in der Schule: Welche Ursachen gibt es?
Es geschieht in der Regel unabhängig von Schulform und Alter, dass Kinder oder Jugendliche von ihren Mitschülern gepiesackt werden. Die vielfältigen Gründe liegen etwa in einem gestörten Klassenklima oder beim Täter selbst.
Möglicherweise hat dieser ein geringes Selbstwertgefühl und fühlt sich gestärkt, wenn das Mobbingopfer keinen Widerstand leistet. Das können ebenfalls Ursachen für Mobbing unter Kindern sein:
- Wut
- Langeweile
- Unzufriedenheit
- Neid
- geringe Konfliktfähigkeit
Manche geben außerdem Unrecht an Mitschüler weiter, das ihnen in der Familie widerfährt. Es ist auch schon vorgekommen, dass frühere Mobbingopfer später selbst ein unangemessenes Verhalten gegenüber anderen zeigten.
Anzeichen erkennen: Auf welche Alarmsignale sollten Sie achten?
Es fällt oft lange Zeit nicht auf, dass ein Kind gemobbt wird. Schließlich passieren verbale oder tätliche Angriffe oft zwischen den Stunden, in der Pause oder nach der Schule – sprich dann, wenn keine Lehrkräfte eingreifen können. Zudem fragen viele Betroffene nicht aktiv nach Hilfe, wenn sie erpresst werden, ihre Schulutensilien verschwinden oder Mitschüler sie bloßstellen. Das kann unterschiedliche Gründe haben:
- Sie denken, sie sind selbst Schuld an der Situation.
- Sie haben kein Vertrauen zu Lehrern, Eltern oder anderen Bezugspersonen.
- Sie haben Angst, dass der Mobber es herausfindet.
Ihr Kind spricht nicht mit Ihnen darüber, dass es in der Schule unter Mobbing leidet? Achten Sie auf diese und ähnliche Alarmsignale:
- Verschlossenheit
- Isolation
- Niedergeschlagenheit
- Passivität
- Lernunlust
- Rückzug aus der realen Welt, zum Beispiel in eine Fantasiewelt oder in Computerspiele
- Verletzungen, die nicht erklärt werden können
Mit welchen Folgen von Mobbing haben Kinder zu kämpfen?
Mobbing wirkt sich negativ auf die Psyche Ihres Kindes aus. Es resultiert oft in Schulstress, aber auch körperliche Probleme sind nicht auszuschließen.
Nachfolgend lesen Sie einige mögliche Folgen von Mobbing in der Schule:
- Kopf- und Bauchschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Schlafstörungen
- Verschlechterung der schulischen Leistungen
- Langanhaltend schlechte Laune
- Unsicherheit
- Vermindertes Selbstbewusstsein
- Suizidgedanken
Das richtige Vorgehen bei Mobbing in der Schule: Was können die Beteiligten tun?
Schikane im Schulumfeld muss kein Dauerzustand sein. Ihr Kind, die Lehrer und Sie als Eltern können einiges tun, um mit dem Problem umzugehen.
Was können Sie als Eltern tun?
- Helfen Sie Ihrem Liebling, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen, indem Sie ihm mit Vertrauen, Wertschätzung und Konsequenz begegnen.
- Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu und fragen Sie aktiv nach, wenn Ihnen etwas komisch vorkommt. Sie sollten ihm begreiflich machen, dass es sich bei Problemen immer vertrauensvoll an Sie wenden kann.
- Finden Sie heraus, wo, wann, wie und von wem es gepiesackt wird.
- Machen Sie zudem deutlich, dass es kein Petzen ist, wenn das Kind mit Ihnen oder einem Lehrer über Mobbing-Vorfälle in der Schule redet.
- Außerdem ist es sehr wichtig, dass Sie die Schule benachrichtigen. Suchen Sie das Gespräch mit Schulleitung und Klassenlehrer. Hilfe bei Mobbing liefern auch Schulpsychologen. Zusammen können Sie einen Handlungsplan erarbeiten, um dem Problem Herr zu werden. Dabei sind folgende Punkte wichtig:
- Zusammenarbeit mit anderen Eltern
- Stärkung der Klassengemeinschaft
- Präventionsmaßnahmen für die ganze Schule
Was kann Ihr Kind selbst tun?
- Während einer Attacke sollte es den Anführer direkt ansprechen und nicht betroffen auf verbale oder physische Angriffe reagieren. Damit nimmt es dem Mobber den Wind aus den Segeln.
- Es kann zu Hause mit Ihnen das Verhalten in einem Ernstfall üben. Dann ist es auf Handlungen oder Äußerungen besser vorbereitet.
- Ihr Liebling sollte versuchen, neue Freunde zu finden. Diese geben emotionalen Halt und können den Rücken stärken. Außerdem legt es so seine Außenseiterrolle ab.
Und was, wenn Ihr Kind andere Mitschüler mobbt?
Es ist nicht leicht, zu akzeptieren, dass das eigene Kind seinen Mitschülern Angst macht oder sie tyrannisiert. Sie sollten das weder bagatellisieren noch einfach nur mit Hausarrest oder Ähnlichem bestrafen. Suchen Sie den Kontakt und finden Sie heraus, warum Ihr Liebling sich so verhält. Zudem sollten Sie ihm klar machen, dass weder Sie noch die Lehrer Mobbing in der Schule tolerieren und helfen Sie ihm, seine Verhaltensmuster zu verändern.
Zusammenfassung: Handeln ist A und O
Mobbing bezeichnet keinen kurzzeitigen Konflikt oder eine Streiterei unter Kindern. Vielmehr werden Einzelne über einen langen Zeitraum hinweg regelmäßig tyrannisiert. Sie erfahren offene oder subtile Gewalt und werden sozial ausgegrenzt. Dieses Phänomen kann beinahe jeden treffen und sollte in der Schule immer wieder thematisiert werden, um Schüler wie Lehrer zu sensibilisieren. Sie als Eltern können und müssen bei Mobbing in der Schule Maßnahmen ergreifen. Reden Sie offen mit Ihrem Liebling darüber und ziehen Sie Schulleiter, Lehrer oder ggf. Psychologen hinzu. Ihr Kind selbst sollte nicht zurückschlagen, sondern um Hilfe bitten und versuchen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Zwar wird es immer schwieriger, Mobbing in der Schule entgegenzuwirken, je länger das Verhalten andauert. Aber es ist in jedem Fall wichtig, aktiv etwas dagegen zu tun. Schließlich soll das seelische Gleichgewicht der Kleinen ja nicht auf lange Sicht beeinträchtigt werden.