Cybermobbing an der Schule: Bedeutung und Hilfe
Innovationen und neuen Techniken bieten nicht nur Erwachsenen neue Möglichkeiten und stellen sie vor Herausforderungen. Das betrifft ebenso Kinder. Spätestens in der Schule kommen sie damit in Kontakt, wenn technische Neuerungen und neue Medien zum Thema werden oder sogar im Unterricht verwendet werden. Dies gilt auch für das Internet und seine nahezu grenzenlosen Nutzungsmöglichkeiten. Möglichkeiten, die nicht nur Gutes mit sich bringen. Das beweist die Tatsache, dass sich Cybermobbing mehr und mehr an Schulen verbreitet. Was Betroffene tun können und welche Optionen es für die Prävention gibt, erklärt dieser Blogbeitrag.
Was ist Cybermobbing überhaupt?
Beleidigungen. Bloßstellungen. Drohungen. Belästigungen. Diese typischen Methoden beim Mobbing erreichen aufgrund neuer Techniken immer größere Dimensionen. Denn über das Internet oder Mobiltelefondienste erzielen Täter heutzutage eine extrem hohe Reichweite. Finden diese Handlungen absichtlich über einen längeren Zeitraum hinweg mithilfe der neuen Medien statt, bezeichnet man das als Cybermobbing. Wie beim üblichen Mobbing im realen Leben sucht sich der Täter ein bestimmtes Opfer aus. Dieses kann sich typischerweise kaum oder gar nicht gegen die Beleidigungen, Drohungen oder Belästigungen wehren. Dadurch herrscht eine ungleiche Verteilung der Machtverhältnisse. Das nutzt der Täter beim Cybermobbing oder Cyberbullying aus. Dabei wird das Opfer immer mehr sozial isoliert.
Plattform für die Handlung ist das Internet, zum Beispiel Soziale Medien wie Facebook und Twitter oder Video-Portale. Über WhatsApp und andere beliebte Instant-Messaging-Anwendungen kann Cybermobbing ebenfalls stattfinden.
Schüler werden zu Tätern
Mobbing ist an Schulen ein bekanntes Problem. Durch die neuen Medien verlagert es sich aktuell aus der realen Welt in die fiktive, wo die beleidigenden Handlungen eine grenzenlose Reichweite mit weitgreifenden Folgen haben. Das Opfer wird somit nicht nur innerhalb der Klasse, auf dem Pausenhof oder Schulweg bloßgestellt. Das Internet bietet dem Täter zudem die Option, anonym zu bleiben. Dadurch wird die Hemmschwelle geringer und Cybermobbing unter Schülern zu einem großen Problem. Trotz der Anonymität weiß das Opfer aber meistens, wer der Täter ist. Das liegt zum einen daran, dass er in der Regel aus seinem persönlichen Umfeld stammt, wie beispielsweise aus der Schule, dem Sportverein oder Wohnviertel. Zum anderen beschränkt sich das Mobbing nicht nur auf die fiktive Welt, sondern wird meistens auch in der Wirklichkeit ausgelebt.
Typische Opfer der Cybermobbing-Täter:
- neue Schüler
- in sich zurückgezogene Kinder und Jugendliche
- „Andersartigkeit“ in Form von besonderem Verhalten, anderer Kleidung, besonderer Größe (deutlich kleiner oder größer als die anderen Schüler) etc.
- schwache Position innerhalb des Klassengefüges
Im Allgemeinen gibt es keine typischen Gründe für das Cybermobbing an Schulen. Denn die Täter sind sehr kreativ, was die Begründung ihres Verhaltens betrifft. Meistens werden aber Abweichungen vom vermeintlich Normalen genutzt, um die Beleidigungen, Drohungen etc. zu rechtfertigen.
„Die hat aber eine seltsame Frisur.“
„Der läuft so komisch – wie ein Trampeltier.“
„Die Schuhe sind doch bestimmt vom großen Bruder.“
Was sind die Besonderheiten?
besonderes Merkmal des Cybermobbings | Beschreibung | Bedeutung |
Angriffe rund um die Uhr | Cybermobbing beschränkt sich nicht auf die Schule – weder räumlich noch zeitlich | es gibt keine Flucht- oder Rückzugsmöglichkeit für die Opfer;
das Internet bietet Raum für die Angriffe zu jeder Zeit |
extrem großes Publikum | nicht nur andere Schüler und Schülerinnen werden erreicht, sondern jeder, der die Posts liest oder Nachrichten erhält | die Bloßstellung ist umso schlimmer, weil sie sich nicht auf einen begrenzten Raum wie die Schule beschränkt; dem Opfer können theoretisch in jedem Lebensbereich Mitwisser begegnen |
schnelle Verbreitung der Beleidigungen | beim Cybermobbing verbreiten sich beleidigende Posts und Nachrichten in hoher Geschwindigkeit über das Internet | das Opfer kann von den Beleidigungen nichtsahnend jeder Zeit getroffen werden; auch nach einer gewissen Zeit ist dies möglich, weil online Geteiltes immer wieder abrufbar ist |
anonymes Handeln | die Möglichkeiten der Online-Medien ermöglichen es den Tätern im Verborgenen zu handeln (z. B. Fake-Profile) | das Opfer kann sich gegen Unbekannte nicht wehren; die Ungewissheit vergrößert die Angst |
Folgen des Cybermobbings nicht direkt nachvollziehbar | über das Internet gibt es keine direkte Konfrontation zwischen Opfer und Täter, dadurch erlebt letzterer die Reaktion auf sein Handeln nicht | das Ausmaß seiner Taten ist dem Täter weniger bewusst; die Hemmschwelle ist geringer, weniger Mut ist erforderlich; andere steigen leichter darauf ein |
Wie wird typischerweise im Netz gemobbt?
- Gerüchte verbreiten:
Unwahrheiten über Soziale Medien und Messenger-Services kommunizieren - Schikane:
in Chats, via E-Mail, SMS oder in sozialen Netzwerken wiederholt verletzende Nachrichten verschicken - Bloßstellung:
Geheimnisse und andere im Vertrauen weitergegebene Informationen an einen großen Personenkreis verraten - Ausschließen oder Ignorieren:
Opfer aus Chats, Nachrichten-Gruppen und sozialen Aktivitäten im Internet ausschließen
Anzeichen für Mobbing im Internet
Sie als Eltern fragen sich nun bestimmt, wie Sie erkennen können, dass Ihr Kind davon betroffen ist. Die meisten Betroffenen reden darüber nicht offen, weil sie sich schämen oder Angst haben. Achten Sie daher auf folgende Warnzeichen:
- wiederkehrende gesundheitliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafprobleme
- Auffälligkeiten oder Veränderungen im Charakter wie Verschlossenheit, Nervosität und Gereiztheit
- schlechtere Leistung in der Schule
- ständiges Kontrollieren von Benachrichtigungen aus den sozialen Netzwerken und von Messenger-Nachrichten
- Zurückziehen in virtuelle Welten
- Vernachlässigen von Freundschaften
- Weigerung in die Schule zu gehen
Diese stimmen im Allgemeinen mit den Alarmzeichen für normales Mobbing in der Schule überein. Stellen Sie diese bei Ihrem Kind fest, suchen Sie das Gespräch mit ihm und haben Sie dabei Geduld. Es kann einige Zeit dauern, bis es sich öffnet. Zeigen Sie daher Interesse an seinen Sorgen und Probleme sowie an seinen Aktivitäten im Internet.
Was können Betroffene tun?
Cybermobbing sollten betroffene Schüler keinesfalls verschweigen, sondern sich anderen anvertrauen. Das können ihre Eltern, Freunde oder Lehrer sein. Die Schule ist in jedem Fall von den Beleidigungen oder Drohungen im Internet zu informieren. Das können Sie als Mutter oder Vater zum Beispiel im Rahmen einer Lehrersprechstunde oder am Elternsprechtag tun. Schüler können sich dafür an einen Vertrauenslehrer wenden. Auch bei Mobbing-Experten wie Beratungsstellen und Psychologen finden Betroffene Hilfe und Unterstützung.
Cybermobbing ist grundsätzlich kein dummer Kinderscherz, sondern kann eine Straftat nach sich ziehen.
Zum Beispiel:
- Beleidigung ist nach §185 StGB eine Straftat, die eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder Geldbuße zur Folge haben kann.
- Verleumdung wird gemäß §187 StGB strafrechtlich mit bis zu zwei Jahren Gefängnis oder Geldbuße bestraft.
- Unerlaubte Bildaufnahmen werden entsprechend des §201a StGB als Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches gewertet. Sie können Geld- oder Gefängnisstrafen von bis zu 2 Jahren nach sich ziehen.
In schwerwiegenden Fällen ist eine Strafanzeige ratsam, damit das Cybermobbing an der Schule durch die Polizei verfolgt werden kann.
Weitere Tipps für Maßnahmen gegen Cybermobbing und die Prävention:
- Eltern sollten sich umfassend mit dem Problem auseinander setzen. Da es ein junges Phänomen ist, wissen viele nicht genau darüber Bescheid oder haben davon noch nie etwas gehört.
- Mütter und Väter sollten ihren Kindern klare Regeln für den Umgang mit Smartphones, Tablets und PCs sowie dem Internet aufstellen.
- Beleidigungen, Belästigungen und weitere Formen des Mobbings im Internet sind zu dokumentieren. Sie dienen als Beweismittel, um die Täter zur Rechenschaft ziehen zu können.
- Wenden Sie sich an den Betreiber sozialer Netzwerke mit der Bitte, die verleumderischen Beiträge und Nachrichten umgehend zu löschen. Melden Sie den Täter außerdem, sodass sein Profil gelöscht werden kann.
- In der Schule sollte grundsätzlich ein Handyverbot während des Unterrichts ausgesprochen werden. Das Filmen sollte auf dem Schulgelände verboten sein.
- Teil des Unterrichts sollte der umsichtige und sinnvolle Umgang mit den neuen Medien sein.
- Nimmt das Cybermobbing durch Schüler größere Dimensionen an, sollte die Polizei eingeschaltet werden. Dies gilt umso nachdrücklicher für Drohungen, Nötigungen und Erpressungen.
- Vorträge oder Workshops an der Schule durch Polizeibeamte sind empfehlenswert.
- Zivilcourage und die Unterstützung schwächerer Schüler und Schülerinnen sind aktiv zu fördern.
Cybermobbing an der Schule ist in jedem Fall ein ernstzunehmendes Thema. Es sollte sowohl in der Familie durch die Eltern als auch im Unterricht durch die Lehrer thematisiert werden. In den vergangen Jahren hat das Mobbing im Internet immer größere und krassere Dimensionen angenommen – und leider auch schon einige Selbstmordopfer gefordert. Es gilt daher: aktiv werden statt wegschauen.