Zur Mediennutzung von Kindern im Alter von 12 bis 19 Jahren – Welche Risiken bestehen, wenn bestimmte Grenzen überschritten werden?
Für viele Jugendliche gehört die Mediennutzung fast genauso zum Alltag dazu, wie der Schulbesuch und andere Freizeitaktivitäten. Diese Tatsache ist nicht verwunderlich. Immerhin besaßen laut Statistik im Jahr 2020 schon mehr als 70 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 13 Jahren ein Smartphone. Sie alle genießen – sofern keine Einschränkungen seitens der Eltern vorgenommen werden – die „weite Welt des Internets“.
Vor allem dann, wenn die Kinder beginnen, immer mehr die eigenen Interessen zu entdecken, kann eine weitestgehend uneingeschränkte Mediennutzung zu einem wirklichen Problem werden. Spätestens dann, wenn der jeweilige Lieblingsstreamer wichtiger wird als das gemeinsame Abendessen mit der Familie oder dann, wenn TV- und Smartphoneverbote regelrechte Familienstreitigkeiten auslösen, ist es an der Zeit, hellhörig zu werden.
Ein Ansatz, der in der heutigen Zeit von immer mehr Experten empfohlen wird: Den Medien-Umgang mit dem heranwachsenden Kind besprechen und Inhalte hinterfragen.
Fest steht selbstverständlich auch, dass es natürlich falsch wäre, die Mediennutzung – gerade im Alter zwischen 12 und 19 Jahren – zu verteufeln. Immerhin spielen Medien nicht nur in der Schule, sondern auch im späteren Arbeitsumfeld eine wichtige Rolle. Wer es hier schafft, Maß zu halten und die Möglichkeiten richtig zu nutzen, ist im Vorteil – und profitiert gleichzeitig meist von einem harmonischen Familienumfeld, in dem tendenziell weniger darüber gestritten wird, wann es an der Zeit ist, „die Kiste“ auszuschalten.
Grundsätzliches: Welche Medienarten gibt es und welche sind besonders risikobehaftet?
Viele Menschen bringen den Begriff „Mediennutzung“ direkt mit dem Internet und einer ausgedehnten Smartphone Nutzung ihres Nachwuchses in Verbindung. Und auch wenn es sich beim Handy mit Internetzugang natürlich um ein Medium handelt, ist der Begriff der allgemeinen Mediennutzung weitaus breiter gefasst als es im ersten Moment den Anschein haben mag.
Vor allem die Zeit, die vor Bildschirmmedien verbracht wird, sollte nachgehalten werden, um negative Auswirkungen, wie zum Beispiel Konzentrationsstörungen oder eine Überreizung der Augen, bestmöglich vorzubeugen.
Andere Medien sind diesbezüglich weitaus unproblematischer. Viele Eltern freuen sich vielmehr, wenn das Kind eine Leidenschaft zu Büchern oder Musik (ebenfalls Medien) aufbaut.
Welche potenziellen Gefahren sind mit der Nutzung von Bildschirmmedien verbunden?
Bildschirmmedien gehören zum Alltag vieler Erwachsener, Kinder und Jugendlicher dazu. Vor allem die sozialen Medien entscheiden, was „In“ oder „Out“ ist und bestimmen die aktuellen Trends. Allein schon deswegen, weil es Spaß macht, dazuzugehören und mitreden zu können, schauen viele Jugendliche hier öfter in den Timelines vorbei, um auch wirklich „up to date“ zu sein.
Gerade hier besteht jedoch die Gefahr, dass den Medienkonsumenten ein falsches Bild rund um ein „perfektes“ Aussehen oder bestimmte Moralvorstellungen vermittelt wird. Der entsprechende Content kann gerade in der Pubertät zu Problemen und Selbstzweifeln führen. Besonders gefährlich sind in diesem Zusammenhang beispielsweise:
- die Kanäle bestimmter Shows, die sich mit angeblichen Schönheitsidealen auseinandersetzen
- unrealistische Vorstellungen von einem „erfolgreichen“ Leben
- Filter und Bildbearbeitungsprogramme, die dazu genutzt werden, um ein ideales (und unrealistisches) Bild zu kreieren
- zweifelhafte Nachrichten mit fragwürdiger Quelle oder komplett ohne Quelle.
Doch nicht nur in den sozialen Medien oder im Fernsehen lauern einige Gefahren oder Probleme, die das Leben der Jugendlichen beeinflussen können. Mittlerweile nutzen viele heranwachsende Jugendliche den Internetzugang, um online mit Freunden zu spielen. Hierbei stellen vor allem die sogenannten „Pay to win“ Games ein enormes Problem dar. Denn: sie sind darauf ausgelegt, dass der Spieler nur dann Erfolge erzielt, wenn beispielsweise ein Special Item oder ähnliches käuflich erworben wurde.
Hieraus ergeben sich gleich zwei Probleme:
- Erhöhte Kosten durch Ingame-Käufe. Diese werden nämlich in der Regel nicht durch die entsprechenden Verträge abgedeckt.
- Das Spiel wird meist auch länger gespielt. Dadurch kommen Pflichten und Aufgaben im Alltag zu kurz.
Wie viel Zeit dürfen Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren mit der Mediennutzung verbringen?
Wenn der Nachwuchs 12 Jahre oder älter ist, ist es meist noch ein wenig einfacher, sich auf Regeln zu verständigen, die dann natürlich auch eingehalten werden müssen. Besonders interessant ist es in diesem Zusammenhang, sich zusammenzusetzen und sich gemeinsam einen Plan zu überlegen. Viele Experten empfehlen die Formel „Lebensjahre x 10 Minuten“ (in Bezug auf die Mediennutzung am Tag) bzw. eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche.
Gerade dann, wenn auf der Basis eines wöchentlichen Pensums geplant wird, braucht es auch seitens des Kindes bzw. des Jugendlichen ein wenig verantwortliche Voraussicht. Denn: wird besagtes Pensum schon Montag und Dienstag aufgebraucht, dürfen den Rest der Woche keine Medien mehr genutzt werden.
Natürlich handelt es sich hierbei um eine grobe Empfehlung, bei der hin und wieder bei Bedarf – in gemeinsamer Abstimmung – nachjustiert werden kann. Sollte die Mediennutzung allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg den Rahmen sprengen und sollten sich immer wieder Diskussionen ergeben, bei denen das Kind/der Jugendliche aggressiv wird, weil er sich nicht die Zeit am Bildschirm vertreiben darf, kann es sein, dass eine Mediensucht vorliegt.
Welche Anzeichen sprechen für eine Mediensucht?
Für viele Eltern kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie sich die Frage stellen, ob das eigene Kind vielleicht mediensüchtig sein könnte. In einigen Fällen ist die Angst unbegründet und eigentlich nur der Tatsache geschuldet, dass der Nachwuchs sich so sehr für Internet und Co. begeistert.
Wer sich ein wenig eingehender mit dem Thema und einer möglichen Sucht befassen möchte, sollte sich mit der folgenden Fragenauflistung befassen. Je mehr Fragen mit einem „Ja“ beantwortet werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich ein Suchtverhalten vorliegt.
- Das Kind denkt oft an das Smartphone/den PC, auch wenn das betreffende Gerät überhaupt nicht in der Nähe ist?
- Der Nachwuchs fühlt sich nur noch wohl und glücklich, wenn sein Lieblingsmedium verfügbar ist?
- Nur das Medium ist wichtig? Alle anderen Pflichten, Hobbies und gesellschaftliche Verpflichtungen treten in den Hintergrund?
- Aggressionen und Wut werden freigesetzt, wenn das Kind vom Medium getrennt wird?
- Der Nachwuchs nutzt das Medium, um „schlechten“ Gefühlen, wie Angst, Frust und Ärger zu entfliehen?
- Ohne Medien wird das Kind nervös und zeigt Entzugserscheinungen?
- Die schulischen Leistungen verschlechtern sich?
Sollte sich eine entsprechende Sucht manifestieren, kann dies mitunter zu psychischen und physischen Schäden führen. Wer einen entsprechenden Verdacht hegt, sollte sich an einen Arzt wenden und das Gespräch mit dem Nachwuchs suchen. Meist ist den Betroffenen nicht bewusst, dass sie sich in einer Sucht befinden. Dementsprechend ist es umso wichtiger, hier schonend vorzugehen.
Die positive Seite: Mit einer gesunden Mediennutzung zu mehr Selbstständigkeit beim Lernen
Wie bereits weiter oben verdeutlicht, wäre es falsch, in Medien immer einen negativen Aspekt zu sehen. Gerade ab 12 Jahren zeigt sich immer wieder, dass Internet und Co. auch dabei helfen können, eigene Interessen zu entwickeln und selbstständig zu recherchieren. Viele Schulen legen dementsprechend großen Wert darauf, dass den Kindern (und auch den Eltern) der verantwortungsbewusste Umgang mit Medien beigebracht wird.
Hierbei handelt es sich um weitaus mehr als nur einen Trend. Immerhin werden Fertigkeiten in diesem Bereich auch im späteren Berufsleben oft vorausgesetzt.