Die Schulfähigkeit eines Kindes feststellen
In Berlin wurde 2005 als Reaktion auf die schlechten Ergebnisse in der Pisa-Studie 2003 die Früheinschulung eingeführt. Deshalb kommen dort viele Kinder bereits mit 5 Jahren in die Schule. Im Sommer 2017 soll diese Regelung aber wieder abgeschafft werden. Sie hat in der Praxis nicht überzeugt. Gewöhnlich sind deutsche Kinder bei der Einschulung 6 bis 7 Jahre alt. Die Schulfähigkeit lässt sich allerdings nicht einfach festlegen.
Der richtige Zeitpunkt für die Einschulung
Gerade Eltern, deren Kinder in den Sommermonaten geboren wurden, fragen sich, zu welchem Zeitpunkt sie diese einschulen sollen. Lieber ein Jahr früher oder später? Einige vertreten die Ansicht, ältere Kinder würden bessere Noten bekommen und könnten ihre Kindheit länger genießen. Andere sind der Meinung, ihr Kind sei bereits so weit und wollen ihm einen frühen Eintritt ins Arbeitsleben nicht verwehren. Eine pauschale Altersempfehlung ist aber nicht sinnvoll.
Hilfe bei der Frage „Ist mein Kind schulreif“?
Der Gedanke der sogenannten Schulreife, die ein Kind mit bestimmten biologischen Veränderungen erreicht, ist längst überholt.
Es wird nun vielmehr von Schulfähigkeit gesprochen, die mit der ganz individuellen Entwicklung in folgenden Bereichen zusammenhängt:
Körperlicher Zustand
Motorik
Sprache
Geistige Entwicklung
Soziale Kompetenz
Auch Einschulungs- oder Schulreifetests liegen mit ihren Prognosen oft falsch. Daher ist die Familie gefragt, wenn es darum geht, die Schulfähigkeit des Kindes zu beurteilen. Dazu ist es hilfreich, die Meinung der zuständigen Kindergärtner und Eltern befreundeter Kinder im Hinblick auf das Verhalten des eigenen Kindes einzuholen. Eine Untersuchung durch den Kinderarzt kann Aufschluss über die körperliche Kondition geben. In vielen Bundesländern ist sie sogar verpflichtend. Aber vor allem müssen Väter und Mütter ihr Kind selbst genau beobachten und auf ihr eigenes Gefühl vertrauen.
Fragen zur Überprüfung der Schulfähigkeit
Bereich Körper
Besitzt das Kind ein ausreichend entwickeltes Hör- und Sehvermögen, um in der Schule gut mitzukommen?
Ermöglicht ihm seine körperliche Verfassung, den gefüllten Schulranzen zu tragen und den Schultag durchzuhalten?
Bereich Motorik
Schafft das Kind Puzzles mit mindestens 20 Teilen?
Hält es beim Ausmalen eines Bildes die vorgezeichneten Linien ein und kann kleine Formen mit der Schere ausschneiden?
Kann es Schuhe binden?
Kann es auf einem Bein hüpfen, einen Ball fangen und Seilspringen?
Bereich Sprache
Versteht es eine Geschichte und kann diese in eigenen Worten widergeben?
Zeigt es die richtige Reaktion auf Gesagtes?
Kann es ganze Sätze ohne Grammatikfehler formulieren?
Bereich Geist
Singt und reimt das Kind?
Ist es wissbegierig und hat Spaß daran, Neues zu lernen?
Kann es sich auch längere Zeit auf eine Sache konzentrieren?
Bereich Soziales
Kann das Kind seine eigenen Bedürfnisse auch einmal zurückstellen?
Verträgt es Kritik?
Hält es sich an die Regeln im Kindergarten?
Eine Entscheidung fällen
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, sondern gibt Anstöße, woran Eltern in Hinsicht auf die Schulfähigkeit ihres Nachwuchses denken können. Natürlich müssen sie auch nicht jede Frage positiv beantworten, um das Kind guten Gewissens in die Schule zu schicken. Wichtig ist, ob sie sich ihr Kind glücklich und erfolgreich in der Schule vorstellen können. Dann nehmen sie ihm auch kein Jahr der Kindheit weg, wenn sie es etwas früher dorthin schicken. Vielmehr tut es einem Kind, das in allen Bereichen soweit ist, gut, sich mit Mitschülern zu messen, etwas Neues kennenzulernen und seinen Horizont zu erweitern.
Andere Kinder brauchen noch ein Jahr und würden sich in der Schule noch nicht wohlfühlen. Sie wären möglicherweise immer die kleinsten und schwächsten. Darunter leiden das Selbstbewusstsein und dadurch häufig auch die Leistung. Mütter und Väter sollten sich also wenig von außen beeinflussen lassen. Es kann ihnen egal sein, wie Freunde oder Verwandte bei ihren Kindern entschieden haben. Es geht ganz allein um das Wohl des eigenen Kindes. Wer sich das vor Augen führt, kann bei der Feststellung der Schulfähigkeit seines Kindes eigentlich gar nicht falsch liegen.