Prüfungsangst: Hintergrundinformationen und Tipps für den Umgang damit
Die Angst, bei einer wichtigen Prüfung zu versagen – Darunter leiden zahlreiche Kinder und Jugendliche. Laut einer Studie von statista ist jeder zweite Schüler in Deutschland in einer Prüfungssituation nervös. Und der Leitungsdruck wird im Laufe des Schullebens nicht weniger. Im Gegenteil: Je höher der angestrebte Abschluss ist, desto größer ist der Druck. Was mit harmloser Nervosität begonnen hat, kann dann in wahrhaftige Angst umschlagen. Und diese wiederum kann schwerwiegendere psychische und physische Symptome nach sich ziehen. Wie erkennen Sie Prüfungsangst bei Ihrem Kind und wie können Sie ihm helfen, diese zu überwinden?
Was bedeutet „Prüfungsangst“?
Schauspieler verwenden die Bezeichnung Lampenfieber. Schüler nennen es Prüfungsangst. Egal wie man es bezeichnet, gemeint sind Nervosität und Anspannung vor wichtigen Situationen. Diese können verschiedene Ausprägungen annehmen und gehen üblicherweise mit Zeit- sowie Leistungsdruck einher. Die angespannten Gefühle sind unproblematisch, solange sie nicht zu extrem werden. Wissenschaftler fanden sogar heraus, dass ein mittleres Maß an Prüfungsangst hilft, die notwendige Leistung zu erbringen. Denn mit einem solchen Gefühlszustand ist einem die Prüfung nicht gleichgültig und man ist bestens aufnahmebereit. Außerdem bereitet man sich dadurch ausreichend vor, weil man die anstehende Aufgabe ernst nimmt.
Ist Ihr Kind vor Prüfungen in der Schule sehr nervös, sollten Sie dies dennoch im Auge behalten. Die Angst kann größer werden und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Schädlich ist sie, sobald sie so stark ist, dass sie großen physischen und psychischen Stress hervorruft. Dieser kann sich negativ auf die Konzentration, Prüfungsvorbereitung und die Wiedergabe des Gelernten sowie auf die Gesundheit Ihres Kindes auswirken.
Hinweis: Die Prüfungsangst bezieht sich nicht immer auf die Prüfungssituation an sich, sondern sehr oft auf das Ergebnis. Die Betroffenen glauben, dass sie versagen werden. Ebenso kann die Vorbereitung oder ein Prüfer die Angst verursachen, wenn Ihr Kind damit schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Was sind die Ursachen?
Prüfungsangst entsteht oft dadurch, dass Kinder die Situation in der Schule als bedrohlich empfinden. Gleichzeitig denken sie, dass sie mit ihr nicht umgehen können. Sie fühlen sich der Prüfung nicht gewachsen, werten ihre Fähigkeiten als zu gering.
Das zeigt, dass die Ursachen subjektiv sind. Wer Prüfungsangst hat, misst zum einen der bevorstehenden Aufgabe eine sehr hohe Bedeutung bei. Zum anderen hält er es für wahrscheinlich, dass er diese nicht schaffen kann. Die Kinder setzen sich selbst unter zu großen Druck, was zur inneren Anspannung führt. Der Grund dafür kann einerseits in ihnen selbst liegen, weil ihr Anspruch an ihren Erfolg sehr hoch ist. Andererseits kann dies auch von außen herbeigeführt sein. Wenn Eltern eine zu hohe Erwartungshaltung haben und diese an ihre Kinder kommunizieren, können Versagensängste entstehen. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, dass Mütter und Väter mit ihren Erwartungen umsichtig umgehen.
Woran erkennen Sie, dass Ihr Kind Angst vor Klassenarbeiten, Referaten und Co. hat?
Stehen Schüler vor einer Prüfung, zeigen viele typische Symptome: Sie haben feuchte Hände, müssen ständig zur Toilette und ihnen ist flau im Magen. Diese Anzeichen sind in der Regel nicht bedenklich, weil sie sich bei einem mittleren Maß an Prüfungsangst äußern.
Wird die Angst allerdings größer, kommen weitere Merkmale hinzu. Wenn Sie Ihr Kind gut kennen und aufmerksam beobachten, werden Sie schnell bemerken, dass etwas nicht stimmt.
Die Symptome für Prüfungsangst können sich auf verschiedene Wege äußern. Folgende Tabelle bietet Ihnen einen Überblick:
Seelisch | Körperlich | Geistig |
---|---|---|
Unsicherheit | Anspannung | Blockaden beim Denken |
Reizbarkeit | innere Unruhe | Störung der Konzentration |
Unlust | Störungen beim Schlafen | Aufmerksamkeitsstörungen |
Stimmungsschwankungen | Kopfschmerzen | Störung der Merkfähigkeit |
Mutlosigkeit | Appetitlosigkeit | Selbstzweifel |
Wut | Übelkeit | Grübelei |
Depression | Bauchschmerzen | |
kein Selbstwertgefühl | Verdauungsschwierigkeiten | |
Schwindel | ||
Benommenheit | ||
Fiebersymptome | ||
Herzrasen |
Der enorme Stress im Körper kann schließlich dazu führen, dass die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen gestört ist. Das begünstigt den sogenannten Blackout. Bei diesem entsteht eine Leere im Kopf und der Schüler weiß nicht mehr, was er gelernt hat. Der innere Erregungszustand blockiert dabei das Denkvermögen.
Vorsicht Teufelskreis: Selbst wenn Ihr Kind gut vorbereitet ist, kann seine Panik verhindern, dass es sein Wissen oder Können zeigt. Die Prüfungsangst lähmt es im wahrsten Sinne des Wortes. Daraus kann ein schlechtes Ergebnis resultieren. Das führt wiederum dazu, dass die Angst vor dem Versagen beim nächsten Mal noch größer ist. Denn der Gedanke ist naheliegend, dass es wieder passiert. Das kann zu einem Teufelskreis werden und die Prüfungsangst immer mehr vergrößern.
So überwinden Kinder die Prüfungsangst
Da es sich um einen extremen Zustand der Anspannung bis hin zur Panik handelt, ist Entspannung das wichtigste Mittel gegen die Angstzustände. Vor Prüfungen kann es daher helfen, wenn Sie mit Ihrem Kind etwas Schönes machen und es ablenken. Sie können nach dem Lernen mit ihm einen Film anschauen oder zusammen ein Spiel spielen.
Auch gezielte Entspannungsübungen können gegen Prüfungsangst helfen. Denn wer entspannt ist, kann keine Furcht empfinden.
Spontane Entspannung:
1. Tief einatmen.
2. Ebenso tief ausatmen.
3. Luft für etwa 5 bis 10 Sekunden anhalten.
4. In Gedanken von 1001 bis 1005 oder 1010 zählen.
5. Erneut tief einatmen und alles noch einmal wiederholen.
6. Vorgang 2 bis 5 Minuten lang durchführen, bis man entspannt ist.
Wichtig ist außerdem, dass Sie mit Ihrem Kind über seine Prüfungsangst sprechen. Hören Sie ihm aufmerksam zu und versuchen Sie, ihm seine Frucht zu nehmen. Kommunizieren Sie deutlich, dass es nicht schlimm ist, wenn das Prüfungsergebnis schlecht ausfällt.
Geben Eltern ihren Kindern das Gefühl, versagt zu haben, fördern sie damit die Angst. Sie lernen auf diese Weise, dass es negativ gewertet wird, ein bestimmtes Ziel nicht zu erreichen. Sagen Sie Ihrem Kind daher, dass Sie stolz sind, obwohl die Prüfung schlecht gelaufen ist.
Mit Prüfungsangst umgehen – hilfreiche Tipps
Eltern | Kind | Eltern + Kind |
---|---|---|
Liebe und Stolz zeigen | Selbstvertrauen stärken: Hobbies und damit verbundene Erfolge können dabei helfen – egal ob Fußball, Klavier spielen oder handwerkliche Arbeiten | Ursachen analysieren: ist die Angst in einem negativen Erlebnis während der Prüfung oder in einem schlechten Ergebnis begründet? |
Erfolge durch Lob und andere Anerkennungen bestärken | angsterzeugende Gedanken durch positive, gelassene ersetzen | den Druck reduzieren: es ist nicht schlimm, wenn man die Prüfung nicht besteht |
angenehme, entspannende Atmosphäre zum Lernen schaffen | entspannt und ruhig bleiben, bei Bedarf entsprechende Übungen durchführen | realistische Erwartungshaltung |
eigene Erfahrungen mit Ängsten und Prüfungen weitergeben | rechtzeitig mit dem Lernen beginnen, um nicht unter Druck zu geraten | Prüfung nachspielen |
Gespräch mit dem Lehrer, um eventuelle Probleme in der Schule herauszufinden und etwas dagegen unternehmen zu können | Prüfung strukturiert angehen und mit Fragen/ Aufgaben beginnen, die man leicht beantworten/ lösen kann | |
Motivationshilfen in Form von Belohnungen schaffen, z. B. neues Spielzeug; Besuch im Kino, Zoo oder Freizeitpark; neuer Schulranzen oder Schulrucksack, Sporttasche, Federmäppchen etc. |